Waldwanderung Sirksfelde 2019 Juni

Heute am 01. Juni 2019 ist es wieder soweit. Die Sirksfelder*innen sind zur Waldwanderung mit anschließendem Grillen eingeladen. Der Revierförster Jan Stäcker zeigt uns unseren Wald aus vielen Perspektiven. Anfang Mai 2014 war der letzte Spaziergang und viele von denen, die damals dabei waren sind auch heute gekommen, aber auch viele Neubürger*innen mit ihren Kindern, also wieder eine generationsübergreifende Aktion.

Wir treffen uns um 10:00 Uhr am Gemeindehaus und machen uns auf den 3 stündigen Spaziergang. Es ist ein bisschen wie in fernen Ländern, wo man mit einem Ranger in die Natur eintaucht. Wir gehen an dem ehemaligen Lagerfeuerplatz los und erreichen das extra so belassene Biotop mit Wasser und erfahren, dass es hier zumindest noch eine normale Insektendichte gibt und werden von Herrn Stäcker ermuntert, auch im Garten für Feuchtgebiete zu sorgen.

Wir gehen ein Stück weiter, erfreuen uns an dem Waldduft und an der Waldluft, halten an einem Nistkasten/Baumkasten, in dem Fledermäuse, von denen es hier mehrere Arten gibt, hausen. Herr Siemers, der sich beim Naturschutzbund engagiert, ist Experte auf dem Gebiet und man kann nach Segeberg fahren und sich dort ganz genau über Fledermäuse informieren und sie sehen. Beim dritten Stopp geht es um das Schalenwild (Rotwild, Rehwild, Wildschweine und der Rothirsch), die sehr gern die Delikatesse der Terminaltriebe von den Bäumen abfressen und dadurch ein Baumbestand entsteht, der gut für die Urwaldbereiche des Waldes ist.

Wir lernen, dass sich fremde Tiere im Wald/Wasser angesiedelt haben, z.B. der Waschbär und der Marderhund, die aber leider nicht so gut sind, weil sie eine Gefährdung für die Vogelwelt sind und z.B. Kranichgelege oder Enten fressen. Es gibt aber auch den Fischotter, der hier ansässig seinen ausgleichenden Beitrag zum Ökosystem leistet.

Es werden zunehmend Teile des sehr großen Reviers von Herrn Stäcker zur Verwaltungsjagd (nicht mehr an privat verpachtete Jagdbereiche). Wir haben hier einen angemessenen Wildbestand, der bejagt wird und das Fleisch geht an die Gaststätte Waldeslust.

Natürlich fehlt die Frage nach den Wölfen nicht. Im ganzen Revier werden im 2-Tage-Rhythmus Wölfe gesichtet. Sie leben in einem sehr großen Radius, reißen gelegentlich Waldtiere, z.B. Wildschweine, bei denen eine veränderte Rottenbildung festgestellt wurde: die männlichen Tiere bleiben nicht mehr, wie gewöhnlich, abseits von der Rotte der weiblichen Tiere mit den Frischlingen. Wie verhalte ich mich, wenn ich im Wald einem Wolf begegne? Es ist sehr unwahrscheinlich, aber dennoch der Tipp von Herrn Stäcker: ruhig stehen bleiben, Blickkontakt, rückwärts gehen. Wölfe sind sehr neugierige, kluge Tiere. Sie merken sich, wenn sie in der Nähe von Besiedelungen bejagt werden und sie meiden diese dann.

Nun kommen wir zu der Holzbewirtschaftung, die mit dem Naturschutz in enger Beziehung steht. Herr Stäcker zeigt uns die verschiedenen Markierungen, der Bäume, die zeigen, welche Bäume gefällt werden und welche nicht. In einem Baum finden wir ein Specht-Loch, der sein Nest ein Jahr lang bewohnt und jedes Jahr bekommt der Ort wieder neue Bewohner, Vögel, Wildbienen, Fledermäuse, Hornissen. Dieser Baum bleibt bestehen. Buchen stehen am Ende ihres Wachstums 12-15 Meter auseinander, damit sich ihre Kronen gut ausbilden können, in der Zwischenzeit 3-4 Meter, also muss ausgedünnt werden und so kommt es zu ausgewogener Bewirtschaftung.

Ahorn und Esche sind Lichtbaumarten, wobei wir erfahren, dass die Esche durch einen Pilzbefall vom Aussterben bedroht ist. Die Hoffnung liegt auf Samenbanken, die dann in Zukunft möglicherwiese einen Neubestand ermöglichen.

Unser Wald ist auch für Saatgutentnahme geeignet. In einem bestimmten Bereich werden die guten Bäume gekennzeichnet und es wird z.B. die Eichelsaat, Bucheckern gesammelt und dann an Baumschulen verkauft. Bei der Ahornsaatguternte kommen Baumsteiger zum Einsatz. Bei der Vogelkirsche erledigt die Amsel die Aufbereitung der Saat: Durch die Verdauung und Ausscheidung werden die Samen erst zur Weiterverbreitung geeignet, aber auch dies kann schon industriell erfolgen.

Auch der Borkenkäfer ist ein Thema des Waldes: Die Käfer befallen normalerweise nur kranke Bäume. Durch die nassen Jahre 2016 und 2017 und den darauffolgenden trockenen Sommer 2018 konnten die Käfer nicht ausgeharzt werden (also 2 von 3 Käfern durch das Baumharz vernichtet) und konnten sich so sehr schnell verbreiten, zu viele Männchen gingen auf die gesunden Nachbarbestände und befallen so eine ganze Region. Auf die abgeholzten Stämme wird Insektizid gegeben, damit der Käfer sich nicht in dem Mulch weiterverbreitet.

Weiter geht’s zu dem nächsten Biotop, das einmalig schön im Wald kurz vor Ende unserer Wanderung liegt. Auf den Stämmen tummeln sich Frösche in Gruppen aneinander liegend und sonnen sich. Es sind die amerikanischen „Grünfrösche“ mit schwarzen Punkten. Die quaken übrigens am Tag, während unsere einheimischen „Graufrösche“ uns gerade zu dieser Jahreszeit das unverwechselbare Froschkonzert am Abend bieten.

Bericht von Gerlinde Jenckel-Hecht (hoffentlich alles richtig wiedergegeben; Schriftart sollte  noch anders, ich über noch)